Maine Coons sind keine ausgesprochen anfälligen Katzen, dennoch haben sich auch hier durch die intensivere Zucht typische (Erb-)Krankheiten eingeschlichen. Zum Glück lässt sich jedoch auch einiges dagegen tun.
Die Zucht bestimmter Tierrassen sollte immer darauf abzielen, sowohl artgerechte rassetypische Merkmale hervorzubringen als auch die Rasse fortlaufend zu verbessern. Eine solche Verbesserung ist zum Beispiel gegeben, wenn es gelingt, rassetypische Erkrankungen zu eliminieren. Gerade weil eine Zucht aber immer auch auf Tiere mit ähnlichen Merkmalen zurückgreifen muss und so ein verengter Genpool entsteht, gibt es aber häufig auch Krankheiten, die typisch für eine Rasse bleiben. Dies gilt zumindest solange, bis Züchter gegebenenfalls neue Erfolge verbuchen können.
Auch bei den Maine Coons gibt es Krankheiten, die besonders oft auftreten. Hinzu kommt, dass selbstverständlich auch Vertreter dieser Rasse die allgemeinen Krankheiten, die für alle Katzen relevant sind, bekommen können. Gegen einige der zuletzt genannten Krankheiten kann und sollte man Katzen impfen lassen.
Im Folgenden möchten wir, damit Sie als (zukünftige) Halter von Maine-Coon-Katzen ihre Tiere bestens versorgen können, die rassetypischen Krankheiten kurz vorstellen. Das Wissen um diese Erkrankungen ist wichtig, damit Sie erste Krankheitsanzeichen deuten können und zukünftige Züchter nur verantwortungsvoll Tiere verpaaren.
Rassetypische Erkrankungen
Im Folgenden finden Sie eine Aufzählung von Krankheiten, die bei Maine Coons häufiger auftreten. Zunächst verwenden wir an dieser Stelle ausschließlich deutsche Begriffe bzw. grobe Umschreibungen, um einen ersten Überblick zu geben. Diese Begriffe müssen notgedrungen allerdings etwas allgemein gehalten werden. Bei der Einzeldarstellung der Krankheiten lassen sich dann auch die genauen Krankheitsbegriffe finden, welche die Krankheiten exakter bezeichnen.
Rassetypische Erkrankungen von Maine Coons sind:
- Fehlstellungen und Verknöcherungsstörungen des Hüftgelenks und der Ellenbogen
- Eine spezifische Erkrankung der Herzmuskulatur
- Zysten in den Nieren
- Erkrankung der Nervenzellen mit Muskelschwund
- Verlagerung der Kniescheibe
Im Folgenden finden Sie eine Vorstellung der benannten Krankheiten. Damit Besitzer von Maine-Coon-Katzen erste Beschwerden ihrer Tiere schnell erkennen können, geben wir auch Hinweise dazu, wie sich die einzelnen Krankheiten zeigen. Eine Diagnose kann aber immer nur der Tierarzt stellen, der schnell aufgesucht werden sollte, wenn die Katze ihr Verhalten ändert oder gar erste Symptome erkennbar werden.
Fehlstellungen und Verknöcherungsstörungen des Hüftgelenks und der Ellenbogen
Fehlstellungen und Verknöcherungsstörungen des Hüftgelenks, die bei Maine-Coon-Katzen auftreten können, werden auch als Hüftgelenksdysplasie oder kurz HD bezeichnet. Treten die Probleme an den Ellenbogen auf, spricht man analog von einer Ellenbogendysplasie. Auch bei anderen Haustieren wie etwa bei Hunden ist die Hüftgelenksdysplasie bekannt. Sowohl bei Katzen als auch bei Hunden sind von der Erkrankung vor allem solche Rassen betroffen, die eine stattliche Größe und ein entsprechendes Gewicht erreichen. Maine Coons sind somit leider anfällig für HD.
Anatomisch stellt sich die Hüftgelenksdysplasie wie folgt dar: Die Gelenke der Hüfte sitzen nicht tief genug in den Pfannen. So kann es zu Reibungen kommen, die durchaus schmerzhaft sind und das Gehen und Springen erschweren können. Dies ist bei schweren Krankheitsverläufen üblich, es gibt aber auch leichte Fälle von HD, mit denen die Katze ohne größere Einschränkungen gut leben kann. Ist eine Katze für HD anfällig, kommt es oft schon in der kritischen Phase des Wachstums zu Problemen.
Der Besitzer muss diese Krankheit allerdings nicht unbedingt unmittelbar erkennen, wenn noch keine größeren Schmerzen auftreten. Mitunter wird HD erst bei älteren Tieren festgestellt, wenn der altersbedingte Verschleiß des Gelenkes das Problem maximiert. Anzeichen dafür, dass eine HD vorliegen könnte, sind Bewegungsunlust und Humpeln. Vor allem wenn die Katze zuvor sehr aktiv war, und sich dieses Verhalten langsam aber sicher ändert, sollte man an HD denken. Fachärzte können das Gelenk röntgen und so eine Diagnose stellen. Mitunter kann es erforderlich sein, die Katze operieren zu lassen, wenn eine HD festgestellt wird. Gegen die Linderung der Schmerzen werden oft Medikamente eingesetzt. Um die Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr Katzen an HD erkranken, zu minimieren, sollte nur mit solchen Tieren gezüchtet werden, die einen geringen Grad der Krankheit oder gar keine HD haben.
Eine spezifische Erkrankung der Herzmuskulatur:
Hypertrophe Cardiomyopathie
Die Hypertrophe Cardiomyopathie (HCM) ist leider eine Krankheit, die vom Katzenhalter ohne tierärztliche Tests in der Regel nicht zu erkennen ist. Treten bereits erste Symptome wie etwa Lähmungen, Atemnot, verringerter Appetit etc. auf, ist das Leben der Katze oft nicht mehr zu retten. Nicht nur Maine Coons weisen eine Anfälligkeit für diese Herzkrankheit auf, sondern auch andere Rassen und sogar normale Hauskatzen sind betroffen.
Bei der Hypertrophen Cardiomyopathie verdicken sich die Herzwände. Das Herz kann auf dieser Basis nicht mehr gut Blut pumpen. Es kommt in aller Regel zu Thrombosen und/oder einem Herzversagen, was tödliche Folgen für das Tier hat. Tiere, die eine Hypertrophe Cardiomyopathie aufweisen, versterben zum Teil völlig unerwartet für ihre Halter, was diese Krankheit zusätzlich grausam macht.
Auch wenn es allerdings gelingt, die Krankheit mittels einer Ultraschalluntersuchung zu diagnostizieren, bevor die Katze unter ersten Symptomen leidet, gibt es keine Möglichkeit der Heilung. Oft kann nur versucht werden, das restliche Leben der Katze angenehmer zu gestalten, indem Medikamente verabreicht werden, die Thrombosen und Herzversagen möglichst lange vorbeugen sollen. Die Hypertrophe Cardiomyopathie kann zudem auch noch in einem fortgeschrittenen Alter von vier Jahren auftreten, sodass man leider keine Garantie besitzt, dass ein gesundes Kitten auch gesund bleiben wird. Im Idealfall erfolgen somit regelmäßig Untersuchungen, die prüfen, wie es um die Herzgesundheit der Katze bestellt ist. Wer mit Katzen züchtet, sollte alle Hebel in Bewegung setzen, Katzen mit HCM von der Zucht auszuschließen, auch wenn dieses nicht immer einfach zu realisieren ist.
Zysten in den Nieren
Eine Erkrankung, die bei Maine-Coon-Katzen auftreten kann und die Zysten in den Nieren verursacht, heißt Polyzystische Nierenerkrankung bzw. Polyzystisches Syndrom. Ähnliche Krankheitsbilder kennt man auch von anderen Säugetieren – den Menschen eingeschlossen. Auch die Polyzystische Nierenerkrankung ist leider eine tödliche Erkrankung und kann vererbt werden. Die Zysten vergrößern sich im Laufe der Zeit, sie können auch andere Organe befallen und führen klassischerweise zu einer chronischen Niereninsuffizienz, zum Nierenversagen und somit zum Tod.
Ob eine Polyzystische Nierenerkrankung vorliegt, kann man mittels einer Ultraschalluntersuchung beim Tierarzt abklären lassen. Auch sehr junge Katzen können von dieser Krankheit bereits betroffen sein, mitunter wird die Erkrankung aber erst im Laufe des Lebens diagnostizierbar. Spezielle Diätkost oder Infusionen können helfen, das tödliche Ende dieser Krankheit hinauszuzögern. Katzenhalter und Tierärzte sollten unter anderem an eine Polyzystische Nierenerkrankung denken, wenn die Katze viel trinkt, erbricht, appetitlos ist, viel Urin absetzt und andere gesundheitliche Einschränkungen zeigt. Regelmäßige Ultraschalltests sowie die Anwendung eines Gen-Tests sind angeraten, um die Polyzystische Nierenerkrankung zu erkennen und bei der Zucht zu vermeiden.
Erkrankung der Nervenzellen mit Muskelschwund
Eine Erkrankung der Nervenzellen, die bei Maine-Coon-Katzen vorkommen kann und die zu Muskelschwund und Muskelschwäche führt, nennt sich Spinale Muskelatrophie. Im Zuge der Krankheit kommt es zu Störungen bei der Weiterleitung von Nervenreizen, die im Rückenmark entspringen und deren Ziel die Muskulatur ist. Die Katzen, welche unter einer spinalen Muskelatrophie leiden, werden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Vor allem die Hinterbeine können nicht mehr richtig bewegt werden, sodass die Tiere eine ernsthafte Behinderung aufweisen. Auch andere Muskelgruppen können betroffen sein.
Hinzu kommt, dass die Spinale Muskelatrophie schon in jungem Alter auftritt, sodass die betroffenen Tiere nahezu ihr gesamtes Leben lang von den Einschränkungen betroffen sind. Die Kitten schwanken beim Laufen, wenn sie an dieser Krankheit leiden. Schon wenige Wochen oder Monate später kann die Katze nicht mehr richtig springen. Die Krankheit schränkt die Lebenserwartung der Tiere ein, sodass diese in der Regel nicht sehr alt werden. Bis sie versterben, kann man ihnen mitunter ein Leben als Wohnungskatze ermöglichen, wobei die Tiere bei Verschlechterungen der Krankheit zunehmend auf eine umfassende Pflege angewiesen sein können. Um die Verbreitung der Spinalen Muskelatrophie zu verhindern, ist es zwingend notwendig, dass Züchter den Status ihrer Katzen in Hinblick auf den zugrunde liegenden Gendefekt kennen. Hierzu steht ein Test zur Verfügung, der Sicherheit bieten kann.
Verlagerung der Kniescheibe
Die Patellaluxation, welche eine Verlagerung der Kniescheibe auslöst, tritt ebenfalls ab und an bei Maine-Coon-Katzen auf. Die Erkrankung bewirkt, dass die Kniescheibe aus ihrer Fassung springt. Auch Menschen können unter einer Patellaluxation leiden. Die Anzeichen, dass diese Erkrankung bei einer Katze vorliegt, sind recht naheliegend: Die Katze kann, solange die Kniescheibe nicht an ihrem zugewiesenen Ort sitzt, in der Regel nicht ordentlich laufen. Sie humpelt oder winkelt ihr Bein an. Eine Patellaluxation kann bei Maine Coons unter anderem erblich bedingt sein, sodass auch bezüglich dieser Krankheit eine Zuchtauslese erfolgen sollte, damit keine kranken Tiere hervorgebracht werden. Erkrankte Tiere müssen mitunter operiert werden, damit man ihnen wieder ein angenehmes Leben bieten kann.
Selbstverständlich können Maine Coonswie alle anderen Katzen auch an anderen als den hier genannten Krankheiten leiden. Jedem Halter, der den Verdacht hat, dass etwas mit seinem Tier nicht stimmt, ist dringend der Weg zum Tierarzt angeraten. Nur dieser kann Aufklärung darüber bringen, welche Erkrankung ggf. vorliegt, wie eine Behandlung aussehen kann und welche Prognose es für das Tier gibt.